Nachdem ich am Mittwoch bereits den Besuch im Zouk in Fes als den Höhepunkt (oder einen der Höhepunkte) bezeichnet habe, muss ich mich korrigieren. Der Höhepunkt war wohl definitiv der Besuch der Gerberei. Ein Pflichtbesuch, wenn man den Zouk besichtigt.
Betreten wird diese durch einen unscheinbaren Hintereingang (so wirkte es zumindest – in Wahrheit ist es bestimmt der Haupteingang). Dort bekommt man frische Minze überreicht und wird schnurstracks eine enge Treppe hinaufgeführt. Oben angekommen nimmt man zuerst die intensiven Gerüche (oder wohl eher: den intensiven Gestank) wahr, bevor man überhaupt was sieht. Sollte man bis dahin noch nicht gewusst haben, wozu die Minze gut ist: spätestens dann weiss man es.
Ja, was ist eigentlich oben: Zuallererst (wir sind in Marokko – und ja, sie sind einfach tüchtige Händler) natürlich eine Art Showroom. Bereits die ersten Erzeugnisse kann man hier bestaunen. Ja, richtig gelesen. Bereits. Mehr werden noch folgen. Aber oben angekommen befindet man sich auch auf einer Terrasse. Einer Aussichtsterrasse genauer gesagt. Von wo aus man einen tollen Blick auf die Gerberei geniessen kann.
Hierbei kann man ungeniert die Arbeiter beobachten, fotografieren und vor allem bestaunen. Bearbeiten viele doch das Leder mit ihren nackten Füssen oder Beinen. Gummistiefel sind da das höchster aller Schutzgefühle (man möchte sich gar nicht vorstellen, wie sehr die Haut da leidet). Das Beobachten hat allerdings auch seinen Preis: Man vergesse bitte nicht den zuvor erwähnten Gestank. Man könnte also nun eigentlich stundenlang zuschauen. Und mit dem entsprechenden Objektiv schön nah ranzoomen und hunderte tolle Fotos schiessen. Wenn da dieser Gestank nicht wäre. Der überzeugt einem eigentlich sehr bald davon, dass man nun genug gesehen hat und genug tolle Bilder im Kasten sind, und man macht sich wieder an den Abstieg.
Und nun kommen wir zu dem „Bereits“ von vorher. Der Abstieg führt über die gleiche enge Treppe nach unten. Nur: Dieses Mal wird man geschickt geleitet. In jedem Stockwerk gibt es einen kleinen Verkaufsraum mit den diversen Produkten der Gerberei: Lederjacken, Schuhe, Taschen, Rucksäcke, und und und. Alles, was sich irgendwie aus Leder herstellen lässt, ist hier vertreten.
Und auch hier tritt wieder die Geschäftstüchtigkeit der Marokkaner zu Tage: Wer denkt, dass er einfach nur schnell durchgehen kann, der hat falsch gedacht. Natürlich werden einem einige Produkte ausführlich präsentiert. Und wenn man dann bedauernd meint, dass einem die Jacke zu gross oder zu klein ist, oder einem die Farbe schlicht und einfach nicht gefällt, und dann hofft, damit davonzukommen, dann liegt man einfach falsch. Natürlich ist es möglich, dass sie einem die Wunschjacke herstellen. Alle vorhandenen Schnitte, Farben und natürlich auch Grössen lassen sich zum Wunschobjekt zusammenstellen. Dieses wird dann angefertigt, und einem sogar nach Hause gesendet. Falls man dies denn möchte. Man merke sich also: besser auf nichts einlassen, nie länger als nötig stehen bleiben, ja nicht links oder rechts schauen und insbesondere nicht länger als eine Sekunde ein bestimmtes Produkt anschauen. Sie merken es sofort!
Der Fairness halber muss man hier aber anmerken: Das Preis-Leistungsverhältnis ist unschlagbar. Man kriegt wirklich einwandfrei verarbeitete Produkte zu einem sehr guten Preis. Wenn man halt aber partout nichts kaufen will, dann gehen sie einem einfach nur auf den Geist 😉 Nicht böse gemeint.
Ach ja: Und wer nichts kaufen will, aber mit einer Reisegruppe unterwegs ist: Ihr könnt es bestimmt „unbehelligt“ rausschaffen. Stellt euch aber auf ein langes Warten ein. Der eine oder andere kauft bestimmt. Und unter Umständen bestellt auch der eine oder andere was, dass er sich nach Hause liefern lassen will. Es kann also lange dauern.
So, und last but not least, wie immer noch ein paar Bilder:
Tolle Bilder 👍
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